Samstag, 14. April 2012

Bittersweet Goodbyes - Jede Stadt ist ein bisschen wie Daheim





Jede Stadt

Ich steh weit oben am Balkon
und seh' die Zukunft weit und breit
Nur Licht, Stahl und Beton
Die Stadt ist 'ne WG ohne Gemeinschaftsgeist
Gestapelt wie in Kartons
lebt man modern, egal wohin man reist

Und schon wieder lieg' ich wach
und so vieles rauscht vorbei
Warum ist jede Stadt auch 'n bisschen wie daheim?

Wirkst sicher wie eingelebt
all der Kleinkram neben meinem Bett
Ich hol mir mal 'n Kaffee
und meine Post kommt über's Internet

Ich schreib allen mir geht es gut
und wie gut es tut, mal allein zu sein
Alle meinten, Mensch du hast Mut
und wie gern würden sie auch mal woanders sein

Und schon wieder lieg' ich wach
und so vieles rauscht vorbei
Darum ist jede Stadt auch 'n bisschen wie daheim

Und schon wieder lieg' ich wach
und so vieles rauscht vorbei
Warum ist jede Stadt auch 'n bisschen wie daheim?
Auch 'n bisschen wie daheim
Auch 'n bisschen wie daheim


~ Clueso, „Jede Stadt“ aus dem Album „So sehr dabei (2008)“

Freitag, 13. Januar 2012

Oh, My Sweet (South) Carolina - Festtage an der Atlantikküste


Schon Monate bevor überhaupt feststand, ob ich nach Amerika würde gehen können, war Eines ganz klar geplant: das Weihnachtsfest würde ich mit meiner Freundin Beth bei ihrer Mutter in Charleston, South Carolina verbringen. Im Oktober 2010, als ich mich in den Bewerbungsdschungel für einen weiteren Amerika-Austausch wagte, war das beschlossene Sache. Ich wollte von Anfang an sicher gehen, dass ich an meinem liebsten Feiertag im Jahr nicht alleine auf der Couch sitze und von Heimweh geplagt würde und Beth war auch gleich von der Idee begeistert, eine "exotische Fremde" am Festtisch zu haben.
Wie exotisch man in diesem Land auch als Deutsche ist, war mir vor meiner "Rückkehr" in die Staaten nicht mehr bewusst, aber mittlerweile weiß ich es wieder.

So kam es also, dass ich mich am 24. Dezember auf den Weg zum Flughafen in Atlanta machte, im Gepäck einen prall gefüllten Koffer (21 kg), auf dem Kopf eine Nikolausmütze und gekleidet in einen Weihnachtspullover. Das lässt sich der Weihnachtsschlumpf ja nun nicht nehmen.
An der Sicherheitskontrolle wurde mir gleich vorgeworfen, dass ich "viel zu fröhlich" ("way too happy") sei, doch als ich dann meinen deutschen Pass hervorholte, sagte der Sicherheitsbeamte: "Jetzt versteh ich, für Sie ist ja heute schon Weihnachten. Wir sind in Amerika ja einen Tag zu spät." Damit hatte er natürlich in meinen Augen recht, denn hier in den USA werden erst am 25. Dezember morgens die Geschenke geöffnet.
Der Sicherheitsbeamte, sein Kollege und ich verwickelten uns dann noch in eine Diskussion über den Ursprung von Santa Claus/Weihnachtsmann, und lokalisierten diesen schließlich "irgendwo in Skandinavien". Meine Weihnachtsreise war also schon auf gutem Wege (oder "off to a good start", wie man hier sagt).
Selbst der Mann vom Burger King, der mir bei meinem Zwischenstopp in Charlotte, North Carolina, meinen Burger aushändigte, tat dies mit einem breiten Grinsen und den Worten: "Einen schön verpackten Burger für Mrs. Santa Claus!"
So einfach lassen sich Lächeln in anderer Menschen Gesichter zaubern.

Nun muss ich noch klarstellen, dass ich Beth vor meinem Weihnachtsbesuch noch nie persönlich getroffen hatte, geschweige denn ihre Mutter. Ich kenne Beth von unserer gemeinsamen Aktivität für die amerikanische Popkultur-Seite www.cc2k.us, wo sie Book Editor ist und ich TV Editor bin. Seit ein paar Jahren pflegen wir aber eine elektronische Brieffreundschaft (unsere Emails haben Rekordlänge), bei der wir immer wieder feststellen, dass wir viel gemeinsam haben. Sobald ich in den Staaten angekommen war, telefonierten wir auch ab und an.
Trotzdem hatten wir keinerlei Schwierigkeiten, uns am Flughafen zu erkennen. Ihr war auch sofort klar, dass ich nur "the girl with the Santa hat" sein konnte.

Beth's Mutter Diane war erst im Sommer von Pittsburgh nach Charleston gezogen, wegen des warmen Wetters und um ein bißchen Abstand von dem Rest der Familie in Pittsburgh zu haben. Ihr Condo (also ihre Eigentumswohnung in einem großen Areal von Reihenhäusern) war modern und bis in die letzte Ecke mit Wiehnachtsdeko vollgestopft. Ein voll dekorierter Kunstbaum mit blinkendem Engel, eine künstliche Lichtergirlande über dem Kamin, Stockings (Nikolausstiefel) am Kamin, ein halbes Dutzend Teddybären in Weihnachtskleidung, ein künstlicher Adventskranz an der Tür, ein künstlicher Adventskranz auf der Küchentheke...
Die Wohnung schrie: "ES IST WEIHNACHTEN!" und ich fand's großartig.
Ganz davon zu schweigen, dass sich unter dem Baum eine Ansammlung an Geschenken befand, die eine Großfamilie hätte zum Weinen bringen können, und da waren die Geschenke, die ich mitgebracht hatte, noch nicht mal dabei!

Die Bescherung am nächsten Morgen war ein voller Erfolg. Ich hatte ja ein wenig auf gut Glück einkaufen müssen, da ich weder Beth noch Diane persönlich kannte, aber meine Geschenke kamen sehr gut an.
Ich wurde auch reich beschenkt, vor allem mit Bodylotions, Duftsprays, Cremes und Beauty-Produkten, denn ich hatte um Geschenke gebeten, die ich verbrauchen kann und nicht wieder mit nach Deutschland nehmen muss.
Beth hatte es sich aber nicht nehmen lassen, mir eine Kapuzenjacke mit großem "Washington D.C." Schriftzug zu besorgen (da lebt sie) und mir einen Kalender zu schenken mit dem viel sagenden Titel "365 Dinge, die man an Amerika lieben muss". Ja, auch Beth war aufgefallen, dass ich doch den ein oder anderen Kritikpunkt am öffentlichen Leben der Amerikaner habe...
Aber Beth ist gottseidank selbst eine sehr kritische Person und das Geschenk war ein Augenzwinkern, kein moralisches Statement.

In den nächsten Tagen unternahmen wir dann mal Dies und mal Das. Beth und ich fuhren in die Shopping-Mall und gingen dann in einen "Feel-Good-Movie", also einen Kinofilm, der nicht den höchsten künstlerischen Anspruch hat, aber der einen aufheitert und was für die ganze Familie ist (wir sahen "We Bought A Zoo" mit Matt Damon und Scarlett Johannson. Angucken, wenn er in Deutschland rauskommt! SCHÖN!).
Dann entführten wir Diane nach Downtown Charleston, also in die Innenstadt, bzw. was man in den meisten deutschen Städten wohl "Altstadt" nennen würde. Obwohl sie seit mehr als sechs Monaten in Charleston wohnte, war sie nach Downtown noch nie gekommen. So ist eben das amerikanische Leben strukturiert. Wenn man es in die umliegenden Shopping-Malls oder in den Walmart schafft, dann ist man versorgt.
(Es kommt außerdem hinzu, dass Diane eine kleine Insterstate-Phobie hat, und leider kommt man in Charleston nirgendwo hin, wenn man nicht Interstate, also Bundesstraße, fährt).
Im Stadtkern angekommen sah ich endlich, worauf ich gewartet hatte: typische Häuser im Südstaaten-Stil, eins schöner als das andere. Das Wetter war erfreulich, purer Sonnenschein, nur ein bißchen kalter Wind. Wir buchten eine einstündige Kutschentour durch Charleston und machten uns dann auf die Suche nach einem Restaurant für ein Mittagessen.
Für meine Familie wäre der resultierende "Spaziergang" durch Downtown ein Klacks gewesen, aber die Amerikaner sind Laufen ja meist nicht gewöhnt, schon gar nicht, wenn sie Hunger haben... so bahnte sich fast eine Krise an, bevor wir dann doch endlich ein Etablissement fanden, das Allen zusagte.
Die Kutschentour war dann wunderbar und auch sehr informativ. Ich machte Fotos wie wild, besonders auch, weil ich ja weiß wie sehr meine Mugi (Mutter) auf die amerikanische Atlantikküste, die Häuser, den Strand und alles weitere steht.

Ein paar Tage später schafften Beth und ich es dann auch tatsächlich bis an den Atlantikstrand auf der Isle of Palms, etwas außerhalb von Charleston. Das Wetter war wunderbar, Sonnenschein pur, und sogar das Parken war in der Nebensaison umsonst. Wie mir von meiner Mutter aufgetragen, machten wir Fotos am Strand und ich spuckte in den Atlantik, auch wenn ich davon absah, meine Füße hinein zu tauchen. Meinen Muschelsammeltrieb konnte ich allerdings nicht bändigen.


Und dann war es auch schon Zeit für Silvester. Zusammen mit Beth's Freund Ben, der extra aus Virginia gekommen war, fuhren wir wieder nach Downtown, aßen erst gemütlich Dinner und machten uns dann auf den Weg in ein Etablissement namens "Chucktown Tavern", denn dort gab es Karaoke! Das Personal dort war so herzlich und einladend, dass man sich gleich zu Hause fühlte und ich bin davon überzeugt, dass man dort spätestens nach drei Besuchen mit Namen begrüßt wird. Sogar die Besitzerin sang ein Lied für ihre Gäste (sie steht sonst in der Küche) und um Mitternacht gab es für alle Sekt umsonst und Tröten, Hüte und Tischfeuerwerk auf's Haus.
So ließ sich das neue Jahr hervorragend einläuten!

Fazit: dank gastfreundlicher und offenherziger Menschen war mein Weihnachtsfest und Jahreswechsel unvergesslich. Auch wenn ich so ganz nebenbei all meine "Deutschländer", besonders meine Familie, natürlich schon sehr vermisst habe. Nächstes Jahr gibt's wieder echte Tannen als Weihnachtsbaum und eingefrorene Finger beim Silvesterknaller anstecken!

Hier eine laaange Slideshow mit einer Auswahl an Bildern aus Charleston. Enjoy!










Created with flickr slideshow.

Mittwoch, 30. November 2011

It's the Most Wonderful Time of the Year - Der Weihnachtsschlumpf schlägt zu

Thanksgiving war gerade 48 Stunden vorbei und die meisten Amerikaner hatten den Truthahn noch nicht ganz verdaut, da begab ich mich zum nächstbesten Einkaufszentrum (Target), mit dem Plan, Weihnachtsdeko für unser doch sonst sehr deko-armes Apartment zu besorgen.
Auch die 20 Grad draußen sollten mich nicht davon abhalten, obwohl sie der Vorweihnachtsstimmung doch ein wenig den Garaus machten. Ich warf mich also in mein neu-erstandenes Wollwinterkleid und steckte mir die Kopfhörer meines mp3-Players mit traditionellen, amerikanischen Weihnachtsliedern in die Ohren und shoppte einmal quer um mich herum.

Meine Mitbewohnerinnen waren von meinem Erstandenen und der resultierenden Deko mehr als begeistert. Die typisch amerikanischen "Stockings", also Nikolausstiefel aus Stoff, die eigentlich am Kamin angebracht werden, durften natürlich nicht fehlen. Und es würde mich nicht wundern, wenn am 6. Dezember zu Nikolaus so das ein oder andere Leckerfetzige darin zu finden sein wird.

Den improvisierten, avantgardistischen Advents-(Nicht)-Kranz musste ich erstmal erklären, denn anscheinend gibt es den Brauch weder in Frankreich noch in Südkorea, aber am Sonntag saßen wir dann alle gemeinsam im Wohnzimmer, bei einer leuchtenden Kerze, und aßen "Audrey's Special Chocolate Sandwich".

Weihnachten kann kommen. (:


Created with flickr slideshow.

Mittwoch, 16. November 2011

Celebrate Good Times - Man muss die Feste feiern, wie sie fallen

Ich vermeide es ja aus verschiedensten Gründen gerne, zu meinem Geburtstag Leute zu mir nach Hause einzuladen, weil das meistens in Stress ausartet und ich dann selbst am Wenigsten davon habe.
Aber dieses Jahr in Atlanta musste ich da eine Ausnahme machen, denn erstens war es das letzte Mal, dass eine 2 die erste Zahl meines Alters ist, und außerdem ist es immer mehr als lustig, wenn man die ganze "internationale Gang" zusammenbringt.

Und so kochte ich am Freitag (11.11.2011) drei große Töpfe Chili con carne, die innerhalb einer Stunde leer gefuttert waren, schleppte Bier, Wein, Softdrinks und Süßigkeiten in Massen aus dem Supermarkt (ich hatte dabei allerdings beste Hilfe von Johanna und Tam) und zauberte einen Marmorkuchen "aus dem nichts" (also nicht mit Hilfe einer Backmischung, was hier in Amerika als "backen" zählt, was anderes kennen die gar nicht).

Die kaum zählbare Menge an Menschen, die dann nach und nach im 911 auftauchten, überraschte mich doch sehr, allerdings freudig. Und die Menschen brachten sogar Geschenke mit, und noch dazu tolle Geschenke!
Was soll man da noch sagen, es tummelten sich junge Leute aus Amerika, Deutschland, Frankreich, Italien, Dänemark, Russland, Nepal, Südkorea, Vietnam und sogar dem Iran in unserem Apartment. Sowas erlebt man nicht alle Tage und ich werde mich lange daran erinnern.

Bereits am Mittwoch, meinem "eigentlichen" Geburtstag, hatte meine Mitbewohnerin Audrey mich mit Geburtstags-Luftballons überrascht und abends ein paar leckere, original französische Leckereien zubereitet.
Meine Facebook-Wand quoll ebenfalls über mit Glückwünschen und zu allem Überfluss war das Wetter in Georgia wohlgestimmt. Ich hatte noch nie so schönes Wetter zu meinem Geburtstag, 15 Grad, ein wenig Sonnenschein und kein Tropfen Regen (geschweige denn Schnee) in Sicht.
So lässt's sich leben.

In Deutschland beginne ich meistens direkt nach meinem Geburtstag damit, mich auf Weihnachten einzustimmen. Aber hier in den USA kommt erst noch Thanksgiving. An Thanksgiving soll man sich daran erinnern, was man alles im Leben hat, wofür man dankbar sein sollte.
Ich musste dieses Jahr nicht bis Thanksgiving warten, um das zu wissen.


Created with flickr slideshow.

Montag, 24. Oktober 2011

The Land of Horror - Nicht erschrecken, das muss so

Long time, no see.
Es tut mir furchtbar leid, dass dieser arme, kleine Blog in den letzten Wochen nicht gefüttert wurde, aber manchmal ist das "wahre Leben" so spannend, dass man es erleben muss, anstatt darüber zu schreiben.

Sei's drum, hier nun also ein Update (oder eine Aktualisierung, wie man wohl auf Deutsch sagen würde).
In unserem Wohnkomplex 100 Midtown finden regelmäßig Events und Veranstaltungen und Verlosungen statt, damit wir "Einwohner" uns auch wohl fühlen und uns besser kennenlernen.
Und da momentan Halloween-Saison ist und somit ganz Amerika von Kürbissen belagert wird, gab es natürlich in 100 Midtown einen Pumpkin Carving Contest. Ziel ist es dabei, das kreativste, schwierigste oder gruseligste Motiv in einen Kürbis zu schnitzen. Das ist in Amerika um diese Jahreszeit quasi Volkssport.
Eigentlich sollen diese Kürbisse dann mit einer Kerze drinnen versehen werden und auf der Veranda vor jedem Haus stehen.
Ob es dazu kommen wird mit den Kürbissen, die wir Midtowner geschnitzt haben, lass ich mal dahin gestellt.
Unten jedenfalls eine kleine Diashow von meinem ersten Versuch, etwas in einen Kürbis zu schnitzen.

Vielleicht gewinn ich ja was... ich halt euch auf dem Laufenden.

Happy Halloween!



Created with flickr slideshow.

Freitag, 26. August 2011

One Step At A Time – Was versteckt sich hinter 911?

Mein erster Tag in Atlanta führte mich gleich zur Georgia State University, um beim International Student and Scholarly Service (ISSS) zum Pre-Check-In zu gehen. Chris war wieder einmal extrem hilfsbereit und fuhr mich bis zum Campus, auf dem ich mich sonst hoffnungslos verlaufen hätte.
Der Pre-Check-In bestand dann eigentlich nur darin, dass meine Einreisedokumente kopiert wurden und ich unterschrieb, dass ich angekommen war. Aber auf einem schönen grünen Zettel bekam ich auch eine „to do list“ für die ersten Tage ausgehändigt. Das meiste darauf hatte ich bereits erledigt (so Dinge wie die Email-Adresse, die jedem Studierenden von der GSU zugeteilt wird, zu aktivieren).
Also führte mich mein nächster Gang zur Health Clinic, denn es fehlte mir zumindest laut meiner Dokumente eine Mumps-Masern-Röteln Impfung.

Ich wurde von unseren V.I.S.A. Leaders (Volunteer International Student Assistant) gewarnt, dass es “weit” sei bis zur Health Clinic. Ganze acht Blocks. Ich brauchte circa sieben Minuten. Soviel zu amerikanischen Längenmaßen. Am Ende der sieben Minuten Spaziergang durch schönsten Sonnenschein musste ich mich dann aber doch noch einmal pieksen lassen, denn wenn ich meine zweite MMR-Impfung nicht nachweisen konnte, auch wenn ich meinte, dass ich sie gehabt habe, half das alles nichts. „Das macht 88 Dollar bitte“. Ja, das amerikanische Gesundheitssystem! Aber wenigstens stempelte mir die Ärztin mein Internationales Impfbuch, so dass ich nie wieder Probleme haben werde, zwei MMR-Impfungen nachzuweisen.

Nachdem ich mir dann auch meinen Studentenausweis (Panther Card) und meine U-Bahn-Karte (Marta Card) besorgt hatte, ging ich mit Guanlin aus China, eine V.I.S.A. Leaderin, zum Mittagessen. Sie erklärte mir geduldigst jede Menge Details, zeigte mir, wo ich zwei verschiedene Banken und ein paar gute Einkaufsmöglichkeiten finden konnte und brachte mich dann noch zur U-Bahn-Station, damit ich wieder zu Chris fahren konnte.
Ich war doch sehr stolz, wenn auch nicht überrascht, dass ich das Verkehrssystem in Atlanta gleich durchschaute (wer schon in London tube gefahren ist, den schockt ja nichts mehr) und mit U-Bahn und Bus wieder gut bei Chris ankam.
Abends gingen wir essen bei Yeah Burger, wo man sich seinen Burger bis ins Detail selbst zusammenstellen kann aus lauter lokalen Bio-Zutaten (sogar dunkle Roggenbrötchen kann man für seinen Hamburger bekommen!). Eine Einladung zum Kino mit Chris’ Freunden schlug ich dann aber aus, denn so ganz ohne Jetlag war ich doch nicht davongekommen und immerhin wartete am morgigen Samstag der große Einzug in mein neues Zuhause.

Irgendwie passte mein ganzes Gepäck in Chris’ Auto und er fuhr mich eben um die Ecke (aus unserem Wohnzimmerfenster kann ich seinen Apartment-Komplex sehen, es war also wirklich nicht weit). Und so hielt ich am Samstag, den 15. August 2011 mittags Einzug in 100 Midtown, Apartment 911 (was den zweiten Teil des Titels dieses Blogs endlich erklärt).
Meine Mitbewohnerinnen sind zur Zeit Audrey aus Frankreich und Jewon aus Südkorea, beide sind „sweethearts“ aus dem Buche, wir verstehen uns prächtig, teilen alles (Geschirr, Essen, Make-Up) und erwarten gespannt die Ankunft der vierten im Bunde, Annie, ebenfalls aus Südkorea, deren Sachen zwar hier herumstehen, die sich aber noch nicht hat blicken lassen.

Ich okkupiere Zimmer C, das kein Fenster hat (dafür aber mehr als 50 Dollar günstiger ist), was aber ganz praktisch ist, denn direkt hinter unserem Haus geht die Interstate 75/85 vorbei, eine zwölfspurige Straße, und der Lärm hält sowohl Jewon als auch Audrey des Öfteren vom ruhigen Schlaf ab. Damit muss ich mich nicht herumschlagen, aber mein Bett quietscht wie verrückt, was bei meiner Schlafroutine von „ich dreh mich erstmal zwanzig Mal um, bis ich eine Position gefunden habe“ echt nervig ist. Aber man gewöhnt sich ja an alles.

Chris fuhr mich und Jewon dann noch zum Ikea (hier mitten in der Stadt), damit wir uns ein paar lebenswichtige Utensilien wie ein Kopfkissen und eine Bettdecke und Teller, Tassen, Töpfe und Besteck besorgen konnten. Amerikanische Ikeas sehen genauso aus wie deutsche Ikeas, bloß in der Kantine gibt’s ein bisschen was anderes zu essen (natürlich Hamburger!). Wie die Amerikaner die schwedischen Namen für die Möbel wie „Kjell“ oder „Böre“ aussprechen, möchte ich lieber gar nicht wissen, aber voll war es natürlich an einem Samstagnachmittag.

Mit den erstandenen Utensilien machte ich mich dann daran, mein Zimmer einzurichten. So richtig „heimelig“ („homey“) war es zwar noch nicht, aber immerhin war die Sternen-Bettwäsche von zu Hause schon mal ein Anfang. Und ein Anfang in einer fremden Stadt ist ein Schritt weiter Richtung „zweite Heimat“…

...before...
 
...after...







Created with flickr slideshow.


Sonntag, 14. August 2011

Vanished into a thick mist of change – Abflug und andere Katastrophen


Der Tag der Tage war endlich da, Donnerstag, der 11. August 2011. Zu unheiliger Stunde (3:30 Uhr morgens) stand ich auf, trank meine letzte Tasse guten, schwarzen Tee und packte meinen letzten Kram zusammen, bevor meine Mutter mich dann zum Flughafen Münster-Osnabrück fuhr. So weit, so gut. Doch dann fing das Drama schon an.
Es brauchte ganze vier Angestellte von AirBerlin um festzustellen, dass ich als Inhaber eines J-1 Visums keine ESTA-Registrierung benötigte (die mich ca. 35€ gekostet hätte und für die ich dort an Ort und Stelle eine Notfall-Eil-Hotline anrufen sollte), um in die USA einzureisen. Und für meinen zweiten Koffer musste ich natürlich 50€ extra bezahlen (ich frag mich aber echt, wie die erwarten, dass man mit einem Koffer hinkommt, wenn man für 10 Monate in ein anderes Land reist), aber wenigstens hatte ich exzellent gepackt: beide Koffer wogen 22,5 kg bei einem Limit von 23kg. Das ganze Um- und Auspacken hatte sich also gelohnt.



Mein erster Flieger nach Berlin hob dann auch sogar pünktlich ab, und nachdem ich meine Tränen getrocknet hatte, die ich beim Anblick meiner einsamen Mutter auf der Aussichtsplattform an einem grauen Donnerstagmorgen in Norddeutschland nicht zurückhalten konnte, war ich sogar endlich freudig aufgeregt und optimistisch, dass jetzt alles gut gehen würde…

In Berlin Tegel stellte ich mich dann schön in die Schlange am Gate B20, um meinen Flug nach Miami zu nehmen, nur um dann – wie schon Einige vor mir – noch einmal zum Check-In Schalter geschickt zu werden, wo ich noch zwei „Carry-on“ Schilder für mein Handgepäck ausgehändigt bekam. Zurück in die Schlange an B20 und durch eine weitere Sicherheitskontrolle – die im übrigen alle gar kein Problem waren – und dann saß ich in der winzigsten Abflughalle aller Zeiten und wartete auf meinen Flieger. Ich nutzte die Gelegenheit um ein letztes Mal kostenfrei ein paar SMS zu verschicken, bevor ich deutschen Boden verließ, und versuchte mich am Sudoku-Rätsel in der Berliner Morgenpost, das auf einem Stuhl herumlag. Ich konnte es nicht lösen, aber ich hab’s auch lieber mal nicht mitgenommen, es hätte mich auf dem Flug bestimmt in den Wahnsinn getrieben.

Als ich dann endlich im Airbus 330 nach Miami saß – neben mir ein afro-amerikanischer Soldat, der wegen eines „family emergency“ für vier Tage nach Florida zurückmusste – fiel mir ein, dass ich an den Schlössern meiner Koffer gar nicht die Nummern verdreht hatte, sondern sie beide auf der dreistelligen Kombination hatte stehen lassen, die ich eingestellt hatte. Das sollte sich noch rächen…

Im Bordprogramm lief „The King’s Speech“, „Wie werde ich ihn los in 10 Tagen“ und „Little Fockers“… da hab ich mich lieber auf’s Ohr gehauen, denn ersteren hatte ich schon gesehen und letztere wollte ich nicht sehen. Das Essen war erträglich, auch wenn ich mehr davon hätte gebrauchen können, denn Frühstück hatte ich um 3:30 Uhr mal ausfallen lassen.
Gottseidank war ich aber hellwach als ich feststellte, dass mir die Stewardess zwar ein Zollformular, aber nicht das Formular I-94 gegeben hatte, dass ich als Visums-Inhaber zur Einreise und zur Registrierung an der Uni brauchte. Also ließ ich mir das eine halbe Stunde vor Landung noch aushändigen.
Wegen starker Gegenwinde kamen wir mit einer halben Stunde Verspätung in Miami an und obwohl mich die nette Angestellte von FMO extra nach vorne in den Flieger gesetzt hatte, damit ich schnell raus konnte um zur Passkontrolle zu kommen, lohnte sich das leider gar nicht.

Als ich bei der Passkontrolle ankam, waren schon mindestens die gesamten Passagiere einer anderen Maschine vor mir in Schlangen aufgereiht. Ein junger Mann hinter mir sagte noch: „Beim letzten Mal war die Schlange halb so lang und es hat eine Stunde gedauert.“ Ich bekam Magengrummeln, denn ich hatte nicht mal mehr zwei Stunden, bis mein Flieger nach Atlanta gehen sollte (dachte ich zumindest), und durch den Zoll musste ich ja auch noch! Ich hatte die vage Hoffnung, dass vielleicht jemand die Schlangen sortieren würde und die Menschen mit Anschlussflügen nach vorne rufen würde, aber dies geschah nicht.
Stattdessen fühlte sich ausgerechnet der Kontrollbeamte, der meine Schlange bediente, dazu berufen, seinen Posten zu verlassen und die Wartenden in unserer Schlange zu ermahnen keine Handys zu benutzen (O-Ton: „Sir, if I catch with that one more time, I will call security!“) und sich geordnet hintereinander zu stellen, um den Weg nicht zu blockieren. Selbst als er dann wieder auf seinem Stuhl saß, warf er immer wieder böse Blicke die Schlange entlang und gestikulierte zu Menschen, die „aus der Reihe tanzten“.
Na super, dachte ich, da stehst du ja mal wieder in der richtigen Schlange, nur für Traktoren und Mähdrescher!

Aber als ich dann endlich dran war, war der Kontrollbeamte doch ganz nett. Er hat selber mal Filmproduktion in Kalifornien studiert und in North Hollywood gearbeitet und empfahl mir für meine Master-Arbeit über Arztserien mich auf jeden Fall mit „Grey’s Anatomy“ zu beschäftigten (ja, nee, war klar!). Wie es dazu kam, dass er nun bei der Border Patrol arbeite, fragte ich ihn lieber nicht, sondern spurtete Richtung Gepäckausgabe, um mit meinen Koffern (sie waren beide da! und sahen schon etwas mitgenommen aus.) zum Zoll zu hechten.

Eine Zollkontrolle fand dann gar nicht statt. Ich händigte einem Beamten meinen blauen Zettel aus, auf dem ich nicht mal die zwei Tafeln Schokolade, die ich für einen Freund dabei hatte, angegeben hatte und schon war ich fertig. Und ich hatte noch eine halbe Stunde bis mein nächster Flieger ging. Das Bodenpersonal sagte mir allerdings, dass ich mich  nicht in die Schlange für „missed connections“ stellen sollte, denn mein Flieger sei ja noch nicht weg. Nein, ich sollte in den 2. Stock fahren und dann Richtung „Concourse D“ laufen.
Concourse D war einen Fußmarsch von zehn Minuten von meinem Ankunftsterminal entfernt und um dort hinzugelangen, musste ich mit meinen beiden riesigen Koffern draußen in der schwülen Hitze von Miami einen hölzernen Steg entlanglaufen, denn es wurde gerade gebaut.
Fun! Not!

Als ich dann endlich am Schalter von American Airlines angekommen war, schaute Angestellter Erick mich an und sagte: „That flight closed five minutes ago, sweetheart!“
Er sagte wirklich „sweetheart“, ich weiß es genau, und das, obwohl er nicht mehr als 5 Jahre älter sein konnte als ich. Ich war in Amerika angekommen, soviel war schon mal klar.
Er bot mir also an, mich für einen späteren Flug auf Stand-by zu setzen und tippelte dann eine Weile in seinem Computer herum.
Schließlich sagte er: „Kein Wunder, dass ich dich nicht finden kann. Du bist auf den Flieger für morgen gebucht!“

Es traf mich wie ein Schlag. Wie konnte das denn sein? Auf meinem Ausdruck stand doch „Time between flights: 2:05 hours.“ Aber darunter stand eindeutig: Freitag, 12. August.
Das konnte doch nur ein Fehler sein. Oder eben genau die Erklärung, warum mein Flug so viel günstiger war, als all die anderen, dich ich im Internet gefunden hatte.
Erick suchte eine Weile herum, rief einen Supervisor an und erklärte mir dann, dass es für mich günstiger wäre, ein komplett neues Ticket zu kaufen, als eine Umbuchung vorzunehmen. Das würde mich dann 220 Dollar kosten, aber ich könnte am selben Abend noch nach Atlanta fliegen.
Alternativ könnte ich bis nach Mitternacht warten und für 50 Dollar auf Stand-by für alle Flüge nach Atlanta am Freitag, den 12. August stehen. Aber das wäre keine Garantie, dass ich dann auch einen Platz auf einem dieser Flüge bekäme und Mitternacht war noch sieben Stunden hin.
Ich entschied mich zähneknirschend für das neue Ticket für 220 Dollar, dankte ihm ausdrücklich für seine nette Hilfe und stellte mich dann in die Schlange zur TSA-Sicherheitskontrolle, die angeblich sehr streng und intensiv sein sollte.

Das war sie nicht. Ich musste zwar zum erstem Mal meine Schuhe ausziehen, aber ich wurde weder begrabbelt noch waren die Augentropfen oder die kleine Tube Handcreme in meinem Handgepäck ein Problem. Und als ich die Aufforderung einer TSA-Beamtin an eine andere Passagierin auf mich bezog und mich höflichst entschuldigte, war diese Beamtin sehr nett zu mir und sagte mir dreimal, dass ich nicht gemeint war, und dass bei mir alles in Ordnung sei und ich solle einen schönen Tag haben. Und nein, meinen Laptop musste ich auch hier nicht hochfahren, dem Himmel sei’s gedankt, denn der macht ja nicht immer das, was man ihm sagt.

Im Terminal kaufte ich mir dann erstmal ein Stück fettige Pepperoni-Pizza und eine Cola, weil ich erstens Hunger hatte und zweitens Kleingeld brauchte, um in Atlanta bescheid zu sagen, dass ich erst zweieinhalb Stunden später eintreffen würde. Ich kann nur sagen: amerikanische „pay phones“ sind sehr verwirrend. Es brauchte ca. zehn Versuche, bis ich checkte, dass ich noch eine 1 vorwählen musste, wenn ich außerhalb der Miami Gegend telefonieren wollte. Leider erreichte ich Sue, eine Freiwillige, die mich in Atlanta am Flughafen abholen sollte, nicht persönlich und konnte ihr nur eine Nachricht hinterlassen. Dafür erreichte ich Chris, bei dem ich die ersten zwei Nächte übernachten wollte, und bat ihn, es noch mal bei Sue zu versuchen.

Als ich dann endlich, endlich, nach fast 24 Stunden Reise in Atlanta ankam, war Sue nirgends zu sehen. Sie hätte mich an der Gepäckausgabe treffen wollen, aber die Gepäckausgabe in Atlanta ist über zwei Stockwerke verteilt und beim größten Flughafen der USA verständlicherweise sehr unübersichtlich. Ich wanderte eine Weile ziellos herum und suchte sie, versuchte dann noch einmal Kleingeld für ein Telefonat zu bekommen, aber der Automat, der einem Dollar-Noten in Münzen wechselt, wollte nicht funktionieren. Ich war müde und hungrig und kein bisschen freudig mehr, dass ich jetzt in Atlanta war, und so gab ich auf und nahm mir ein Taxi. Das war zwar teuer, aber ich konnte mich kaum noch wach halten, also war es mir egal.

Der Taxifahrer war sehr nett (obwohl er wohl ein bisschen sauer war, dass ich ihm nicht mehr Trinkgeld gab, aber ich bezahlte mit Kreditkarte und das war alles sehr kompliziert und ich hatte schon 220 Dollar extra ausgegeben, also war mir das egal) und brachte mich direkt bis zu Chris vor die Haustür. Chris war dann der rettende Engel für mich. Ich kannte ihn ja vorher gar nicht. Er war der High School Freund eines Freundes von mir, den ich wiederum auch nur über das Internet kannte, aber diese Geschichte nahm keine Horror-Ende. Im Gegenteil, sogar Chris’ Katze Beauty war gastfreundlich und schlief gleich in der ersten Nacht auf meinen Beinen.

Aber noch war es nicht so weit, ich hatte erst noch einen weiteren Schock zu verdauen. Als ich meine Koffer aufmachen wollte, um Chris die beiden mitgebrachten Tafeln Schokolade zu geben, stellte ich fest, dass ich einen Koffer nicht öffnen konnte. Die Kombination, die ich eingestellt hatte, funktionierte nicht mehr. Ein kleines Stück Klebeband am Schloss signalisierte mir aber, dass die TSA (Transportation Security Administration) dieses Schloss geöffnet hatte. Und dabei hatten sie wohl aus Versehen die Kombination verstellt, denn wie gesagt hatte ich die Nummern nicht verdreht. Wir versuchten, mit einer Büroklammer das Schloss aufzubekommen, aber das funktionierte nicht. Zwei andere Optionen fielen uns noch ein: entweder mit dem Koffer wieder zum Flughafen fahren, dort irgendwie beweisen, dass es mein Koffer war, und die TSA bitten, den Koffer mit ihrem Generalschlüssel zu öffnen, oder einen Schlüsseldienst anrufen, der das Schloss aufbrach, natürlich für ein gehöriges Honorar.
Ansonsten hätte ich noch den Koffer aufschneiden können oder eben alle 999 (1000 minus meine Start-Kombination, von der ich wusste, dass es sie nicht war) durchprobieren.
Ich verschob die Entscheidung auf Freitag, denn der Koffer, den ich öffnen konnte, enthielt den Ordner mit all meinen Dokumenten, meine Kosmetika und genug Klamotten für die nächsten paar Tage.

Wenn ich nicht so müde gewesen wäre, dass ich sofort einschlief, als ich mich aufs Sofa legte, dann hätte ich wohl noch ein wenig geweint, ob dieser Strapazen. Aber ich sagte mir, dass ich einfach nur Schlaf brauchte, um wieder Energie zu tanken, und dass ich schon eine Lösung finden würde. Trotzdem war mein letzter Gedanke vor dem Einschlafen: „America, why do you have to be so cruel to me?“

…to be continued…




Diamonds are a girl’s best friend – Diamantene Hochzeit und andere Feste

Wie sagt man bloß am besten seiner Familie „auf Wiedersehen“ für 10 Monate? Genau: indem man noch einmal mit allen zusammen feiert. Und dazu hatte ich an meinem letzten Wochenende in Deutschland Gelegenheit, denn es ergab sich, dass meine Großeltern am 04. August 2011 genau 60 Jahre verheiratet waren und somit ihre Diamantene Hochzeit feiern konnten! What an accomplishment.

Und so hatten die beiden zum Feiern eingeladen und am Samstag, den 06. August 2011 kam die Familie Schlesinger/Körner im „Lankenauer Höft“ in Bremen zusammen und belagerte dort die „Kajüte“ für sage und schreibe sieben Stunden (give or take). Es gab eine grandiose dreistöckige Torte (unten Schwarzwälder-Kirsch, in der Mitte Stachelbeertorte und oben Erdbeertorte), höchstpersönlich gebacken vom Bruder der Diamant-Braut, und auch meine Wenigkeit hielt eine „Rede“, die eigentlich eine Danksagung an meine Großeltern war, für all die schönen Jahre mit ihnen. Oma Thea und Opa Günter sind meine Diamanten!

Meine Cousins machten aber auch ganz schön was her. Die hatten sich in Schale geworfen, beide im dunklen Anzug, und mit ihren Sonnenbrillen erinnerten sie doch sehr an die Blues Brothers. Oder auch die Men in Black, je nachdem wie man kulturell geprägt ist (und welcher Generation man angehört). Ich konnte gar nicht anders, als diese beiden mit ihrem besten Mossad/KGB-Agenten-Gesichtsausdruck zu fotografieren. Das Ergebnis ist, mMn, grandios!




Created with flickr slideshow.


Was mich allerdings doch sehr beunruhigte, war der Traum, den ich in der Nacht nach der Feier hatte (und dabei hatte ich irgendwann nach dem Kaffeetrinken sogar aufgehört, Sekt zu trinken!). Es ging dabei um meine Zukunft, die nach meiner Oma im Traum ganz anders kam, als gedacht. Nicht nur dass ich verheiratet war, ich hatte auch ein Kind! Aber mit wem, das lasse ich hier mal geheim. Wir wollen ja keine schlafenden Hunde wecken.
Nach einem reichhaltigen und wie immer sehr schmackhaften Brunch am Sonntag bei meiner Tante (die Mutter der beiden „Geheimagenten“), ging es dann per verspätetem Zug der Deutschen Bahn (what else is new?) zurück nach Osnabrück, denn dort hatte ich für den Abend ein paar Leute eingeladen, in das Etablissement, in dem ich letzten Sommer noch selbst die Drinks serviert habe.

Die Reihe an Gästen stimmte mich äußerst freudig, und so kam ich drum herum, noch einmal Tränen zu vergießen. Ex-Radio-Kollegen mischten sich mit gerade-erst-auf-Facebook-wiedergefundenen Kindergartenfreundinnen, Schulfreundinnen, Theaterfreundinnen und allgemeinen-ich-kenn-dich-schon-ewig-aber-woher-eigentlich Freunden. Ich konnte also noch mal ordentlich Energie tanken, denn natürlich wünschten mir alle nur das Beste und sagten lauter nette Dinge.

Die Energie konnte ich dann auch gut gebrauchen, denn die letzten drei Tage in Good Old Germany waren Stress. Die Volksbank Osnabrück kriegte mal wieder so Einiges nicht hin, meine Koffer waren zu schwer, also war mehr Aussortieren angebracht und ein Besuch beim Anwalt wurde kurzfristig auch noch nötig (Details darüber möchte ich hier nicht posten, dann reg ich mich nur wieder über deutsche Bürokraten auf).
Ich erledigte noch einige Einkäufe (man muss ja Mitbringsel haben) und aß das letzte Mal mit Genuss ein Essen, das meine Mugi für mich gekocht hat (niemand macht so leckere Soße zu Geflügel wie meine Mama mit ein bisschen Sahne und Wein).

Hätte ich gewusst, was für eine anstrengende Flugreise mir bevorstand, dann hätte ich noch ein bisschen mehr Energie für später gespart und vor allem noch eine zweite Tasse guten schwarzen Tee am Morgen meines Abflugs getrunken…
Aber mehr dazu im nächsten Post (alle meine Facebook-Freunde wissen schon, was kommt)…

Montag, 8. August 2011

How much wood would a woodchuck chuck? – Umzug ist Frauensache


Immer wieder hat mich jemand in den letzten Wochen gefragt, ob ich denn schon aufgeregt sei, dass es nun bald losgehe nach Atlanta. Das konnte ich nur bedingt bejahen, denn ich hatte mir den Weg dorthin in Etappen eingeteilt und dachte nicht weiter als bis zum nächsten Etappenziel, sonst hätte ich die „Tour de Chaos“ womöglich nie zu Ende fahren können.
Das Etappenziel nach meinem Besuch auf dem Konsulat in Frankfurt hieß: letzte Uni-Wochen überstehen (inklusive Final Projects und Exams für Kurse) und mein Leben in Kisten packen.

Wo diese Kisten letztlich stehen sollten, wusste ich nun auch: eine Freundin hatte ein leerstehendes Kellergewölbe, groß genug für meinen Hausrat, wenn man ihn anständig einpackte. Wie gut mir das gelungen ist, lasse ich jetzt mal dahingestellt, aber es hat alles reingepasst, von daher kann es gar ganz so schlimm nicht gewesen sein.
Viel wichtiger an dieser Stelle zu erwähnen ist die Tatsache, dass ich den „Abzug“ aus Tübingen (denn ein „Umzug“ im traditionellen Sinne war es ja nicht) niemals geschafft hätte, wenn ich nicht ein paar tatkräftige Mädels aus dem Osten des Landes an meiner Seite gehabt hätte.

Großzügig bot die eine an, den Transporter beim Leihunternehmen abzuholen und dann auch zu fahren! Und durch einen Wink des Schicksals hatte ich die andere dabei, als ich in der Stadt leere Kartons im Altpapier vor einem Teegeschäft entdeckte, die wir uns stracks auf die Köpfe luden und zu mir nach Hause trugen.
Und am Tag des Auszugs selbst waren Annika und Sophie sowieso unersetzlich. Die Umstände hatten es gewollt, dass kein einziger Mensch mit Y-Chromosom anwesend war, als meine Habseligkeiten aus dem 3. Stock in den Transporter geladen werden mussten. So schleppten wir drei Mädels Kiste um Kiste die Altbautreppen hinunter, während meine Mama sich um die letzten Dinge in der Wohnung kümmerte (und sogar noch meine Fenster und Tür putzte!).
Beim Ausladen und verstauen stieß dann Kellervermieterin Nicole  zu uns, und zwischen Tee und viel Geratsche bestückten wir den Lagerraum mit meinem Hab und Gut. Girl Power all the way!

Und als dann alles verstaut war, durfte Annika feststellen, was die meisten schon über mich wissen: ich bin eine Heulsuse! Auch wenn es wohl nur ein paar Monate sein werden, bis ich sie in Washington, D.C. besuche, der Abschied fiel nicht leicht und als ich dann einmal angefangen hatte zu weinen, musste sie mitmachen. So ganz ohne Tränen aus Tübingen zu gehen wäre aber auch nicht richtig gewesen.

Sophie und ihr Mann Tim gewährten mir dann für die letzte Nacht im Schwabenländle Unterschlupf und bei der Gelegenheit durfte ich auch gleich das Fotoalbum ihrer Hochzeit in Entstehung besichtigen. Ein bisschen Romantik am Ende eines langen Tages tut immer gut!
Außerdem haben die beiden zwei Katzen und mein Herz wurde ganz weich, als sich Mina „selbst einpackte“ in meinen Koffer am Sonntagmorgen, als wollte sie mir ein bisschen Katzenliebe mitgeben. (Besonders lustig war, dass der Deckel ein wenig schief lag und eine sehr glatte Oberfläche hat, so dass sie immer wieder herunterrutschte. Kitty slide!)



Um kurz nach 9 Uhr morgens waren meine Mugi und ich dann „on the road“ Richtung Norden, und der einzige Grund, den ich gehabt hätte. darüber traurig zu sein, waren meine großartigen Mädels! Aber da sowohl Sophie als auch Annika auch in ganz naher Zukunft in die USA gehen, bleiben wir uns doch irgendwie nah.
An dieser Stelle richte ich an meine Mädels trotzdem ein RIESENGROSSES DANKESCHÖN!!!

How much wood would a woodchuck chuck if a woodchuck could chuck wood? The answer is: still not as much wood as we chucked that Saturday morning! You rock!

Dienstag, 2. August 2011

How high can you jump? – Bürokratie und der lange Weg zum Ziel

Es schien mir einst, als wolle der bürokratische Hürdenlauf niemals enden, der mit meinem Austausch nach Atlanta einher ging und den ich im März 2011 begann (eigentlich schon im Oktober 2010, aber das würde hier zu weit führen). Und doch, das Licht am Ende des Tunnels ist nun eindeutig zu sehen. Aber richtig glauben kann ich es immer noch nicht, dass es bald losgeht, denn der Weg bis hierher war lang und oft mühsam. (Atlanta wurde zeitweise zu meinem Atlantis, auf ewig gesucht und nie gefunden, so erklärt sich der Titel dieses Blogs schon mal teilweise.)

Die letzten Monate waren geprägt von Papierkram, von und für Unis (deutschen und amerikanischen), Ämtern (ebenso), Behörden, Unternehmen und Individuen. Ich besitze mittlerweile einen roten Aktenordner, in dem alle Unterlagen, die ich für meinen Austausch an die Georgia State University zusammenstellen musste, abgeheftet sind, inklusive Auslandskrankenversicherungen, Finanzgeschäfte, universitäre Bestätigungen, Mietverträge, BaföG-Sammelsurien… im Grunde genommen bin ich mit dem Inhalt dieses Ordners ein gläserner Bürger und das ist ganz schön gruselig. Ich war ja auch immer Vertreter der Meinung, dass Vorratsdatenspeicherung und all der Kram gar nicht so schlimm sind, wenn man nichts zu verbergen hat. Diese Meinung habe ich bereits Mitte Mai revidiert, als mich die Georgia State University bat, 12.000 US Dollar Vermögen nachzuweisen, damit sie sicher gehen können, dass ich auch meinen Lebensunterhalt finanzieren kann. Nachweisen kann man das aber nur über original Kontoauszüge, und wir alle wissen, wie ungern man so etwas aus der Hand gibt, geschweige denn tausende Meilen weit weg schickt.

Überhaupt kann man in dem ganzen Antragswahnsinn das Gefühl bekommen, dass die USA einen gar nicht im Land haben wollen, so viele Stolperfallen und Ausnahmeregelungen und Sondernachweise gibt es da zu bewältigen. Und dann lassen die einen auch noch zwei Stunden lang auf das „entscheidende Interview“ im Konsulat warten. Das dauert dann exakt zwei Minuten, niemand schaut sich die ganzen schönen Unterlagen an, die man zusammengesammelt hat (die wollen nur wissen, ob man seine 130 Dollar Visumsgebühr bezahlt hat und Fingerabdrücke aller zehn Finger, die finden mich jetzt überall wieder!) und plötzlich steht man wieder draußen, ohne Reisepass, der einem dann innerhalb einer Woche mit der gewöhnlichen Deutschen Post wieder zugesandt wird. Wie sicher! Und das für das heiligste Ausweispapier des Bürgers! Aber die Tatsache, dass die Lieblingsfernsehserie meiner Sachbearbeiterin „Buffy“ war, über die ich ja meine allseits bekannte 70-Seiten-Bachelor-Arbeit geschrieben habe, verleitete mich dazu, ihr mal zu vertrauen und zu hoffen, dass mein Pass den Weg zurück zu mir finden würde.

Ich will mich auch gar nicht beschweren, denn immerhin hab ich das Visum bekommen, nur vier Tage später lag mein Pass in meinem Briefkasten, alle Dokumente, die ich bei meiner Einreise vorzeigen muss, bereits ordentlich eingeheftet. Meine Wartenummer U431 hat mich nicht im Stich gelassen. Auch wenn sie mich zeitweise in den Wahnsinn trieb, denn die Aufrufung der Nummern zum Schalter geschieht im US Konsulat keinesfalls in Reihenfolge, so dass man sich bei einem guten Buch hätte entspannen können, weil gerade erst U267 dran war. Nein, es gibt ein ausgeklügeltes „System“, je nachdem wann man seinen „Termin“ hatte (also ob man in der 9-Uhr-Gruppe oder der 11-Uhr-Gruppe oder der 13-Uhr-Gruppe ist etc.) und als wievielter dieser Gruppe man vorne am Eingang war, um seine Wartenummer in Empfang zu nehmen. In der Praxis sieht das dann so aus, dass die Nummern scheinbar wahllos hin- und herhüpfen und die eigene Nummer meist um ein oder zwei Ziffern verfehlen. Man starrt völlig paranoid ständig auf seinen Nummernzettel und die Anzeigetafel und hört gleichzeitig dem Pingen und der Lautsprecherdurchsage zu, die die Anzeigen auf der Tafel auch noch einmal durch gibt. Es pingt allerdings so annähernd viermal die Minute, so dass man nach dem Besuch des Konsulats wirklich ein bisschen kirre im Kopf ist. Und das kann man dann noch nicht mal twittern oder auf Facebook stellen, denn ein Handy (oder anderes elektronisches Gerät) durfte man ja nicht mal in die Nähe des Gebäudes bringen. Der Innenraum des US Consulate General Frankfurt wird also all jenen, die nie drin waren, für immer ein Geheimnis bleiben, denn davon gibt es keine heimlich geschossenen Handybilder. Macht aber auch nichts, so schön war’s da drin nicht. Trotz der 50 Flaggen aller Bundesstaaten und den Toilettentüren, die automatisch aufgingen.


Ein positiver Nebeneffekt meiner unfreiwilligen Reise nach Frankfurt war allerdings, dass ich diese Stadt, an die ich nicht die besten Erinnerungen hatte, noch einmal mit anderen Augen sehen konnte. Der Umzug der Johann Wolfgang Goethe Universität an den Campus Westend, an dem ich schon „damals“ studiert habe, macht rasende Fortschritte (inklusive Neubauten aller Art), und das Essen in der Mensa ist immer noch so lecker, wie ich es in Erinnerung hatte (da haben mich Frankfurt und die Mensa in Osnabrück ja verdorben, weil verwöhnt; das Essen in der Mensa Tübingen war für mich nicht zu ertragen, das verdiente nicht mal den Namen „Essen“, schon gar nicht bei den Preisen!). Außerdem kenne ich ein paar wirklich tolle Leute in Frankfurt, die ich nie wieder fast acht Jahre aus den Augen verlieren will! Überhaupt: it’s all about the people, das hab ich endlich verstanden. Dafür brauchte es nicht mal den Twisted Dragon mit Rum anstatt Gin, den Rum Old Fashioned und sieben verschiedene Tequilas aus dem „grundheef“ in Alt-Sachsenhausen.

Nach vier Tagen Frankfurt hatte ich also die Einreise in das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ (nie klang dieser Ausdruck so hohl wie heutzutage) gesichert, aber eine Unterbringung in Atlanta hatte ich immer noch nicht. Und außerdem musste ich mein Leben aussortieren und in Kisten packen, die Kuppe des Berges war noch nicht erreicht.
Aber das Ende dieses ersten Eintrags schon...

Mehr Geschichten von meinem „Abzug“ aus Tübingen, Girl Power und Wohnungssuche in Atlanta kommen bald… stay tuned!