Freitag, 26. August 2011

One Step At A Time – Was versteckt sich hinter 911?

Mein erster Tag in Atlanta führte mich gleich zur Georgia State University, um beim International Student and Scholarly Service (ISSS) zum Pre-Check-In zu gehen. Chris war wieder einmal extrem hilfsbereit und fuhr mich bis zum Campus, auf dem ich mich sonst hoffnungslos verlaufen hätte.
Der Pre-Check-In bestand dann eigentlich nur darin, dass meine Einreisedokumente kopiert wurden und ich unterschrieb, dass ich angekommen war. Aber auf einem schönen grünen Zettel bekam ich auch eine „to do list“ für die ersten Tage ausgehändigt. Das meiste darauf hatte ich bereits erledigt (so Dinge wie die Email-Adresse, die jedem Studierenden von der GSU zugeteilt wird, zu aktivieren).
Also führte mich mein nächster Gang zur Health Clinic, denn es fehlte mir zumindest laut meiner Dokumente eine Mumps-Masern-Röteln Impfung.

Ich wurde von unseren V.I.S.A. Leaders (Volunteer International Student Assistant) gewarnt, dass es “weit” sei bis zur Health Clinic. Ganze acht Blocks. Ich brauchte circa sieben Minuten. Soviel zu amerikanischen Längenmaßen. Am Ende der sieben Minuten Spaziergang durch schönsten Sonnenschein musste ich mich dann aber doch noch einmal pieksen lassen, denn wenn ich meine zweite MMR-Impfung nicht nachweisen konnte, auch wenn ich meinte, dass ich sie gehabt habe, half das alles nichts. „Das macht 88 Dollar bitte“. Ja, das amerikanische Gesundheitssystem! Aber wenigstens stempelte mir die Ärztin mein Internationales Impfbuch, so dass ich nie wieder Probleme haben werde, zwei MMR-Impfungen nachzuweisen.

Nachdem ich mir dann auch meinen Studentenausweis (Panther Card) und meine U-Bahn-Karte (Marta Card) besorgt hatte, ging ich mit Guanlin aus China, eine V.I.S.A. Leaderin, zum Mittagessen. Sie erklärte mir geduldigst jede Menge Details, zeigte mir, wo ich zwei verschiedene Banken und ein paar gute Einkaufsmöglichkeiten finden konnte und brachte mich dann noch zur U-Bahn-Station, damit ich wieder zu Chris fahren konnte.
Ich war doch sehr stolz, wenn auch nicht überrascht, dass ich das Verkehrssystem in Atlanta gleich durchschaute (wer schon in London tube gefahren ist, den schockt ja nichts mehr) und mit U-Bahn und Bus wieder gut bei Chris ankam.
Abends gingen wir essen bei Yeah Burger, wo man sich seinen Burger bis ins Detail selbst zusammenstellen kann aus lauter lokalen Bio-Zutaten (sogar dunkle Roggenbrötchen kann man für seinen Hamburger bekommen!). Eine Einladung zum Kino mit Chris’ Freunden schlug ich dann aber aus, denn so ganz ohne Jetlag war ich doch nicht davongekommen und immerhin wartete am morgigen Samstag der große Einzug in mein neues Zuhause.

Irgendwie passte mein ganzes Gepäck in Chris’ Auto und er fuhr mich eben um die Ecke (aus unserem Wohnzimmerfenster kann ich seinen Apartment-Komplex sehen, es war also wirklich nicht weit). Und so hielt ich am Samstag, den 15. August 2011 mittags Einzug in 100 Midtown, Apartment 911 (was den zweiten Teil des Titels dieses Blogs endlich erklärt).
Meine Mitbewohnerinnen sind zur Zeit Audrey aus Frankreich und Jewon aus Südkorea, beide sind „sweethearts“ aus dem Buche, wir verstehen uns prächtig, teilen alles (Geschirr, Essen, Make-Up) und erwarten gespannt die Ankunft der vierten im Bunde, Annie, ebenfalls aus Südkorea, deren Sachen zwar hier herumstehen, die sich aber noch nicht hat blicken lassen.

Ich okkupiere Zimmer C, das kein Fenster hat (dafür aber mehr als 50 Dollar günstiger ist), was aber ganz praktisch ist, denn direkt hinter unserem Haus geht die Interstate 75/85 vorbei, eine zwölfspurige Straße, und der Lärm hält sowohl Jewon als auch Audrey des Öfteren vom ruhigen Schlaf ab. Damit muss ich mich nicht herumschlagen, aber mein Bett quietscht wie verrückt, was bei meiner Schlafroutine von „ich dreh mich erstmal zwanzig Mal um, bis ich eine Position gefunden habe“ echt nervig ist. Aber man gewöhnt sich ja an alles.

Chris fuhr mich und Jewon dann noch zum Ikea (hier mitten in der Stadt), damit wir uns ein paar lebenswichtige Utensilien wie ein Kopfkissen und eine Bettdecke und Teller, Tassen, Töpfe und Besteck besorgen konnten. Amerikanische Ikeas sehen genauso aus wie deutsche Ikeas, bloß in der Kantine gibt’s ein bisschen was anderes zu essen (natürlich Hamburger!). Wie die Amerikaner die schwedischen Namen für die Möbel wie „Kjell“ oder „Böre“ aussprechen, möchte ich lieber gar nicht wissen, aber voll war es natürlich an einem Samstagnachmittag.

Mit den erstandenen Utensilien machte ich mich dann daran, mein Zimmer einzurichten. So richtig „heimelig“ („homey“) war es zwar noch nicht, aber immerhin war die Sternen-Bettwäsche von zu Hause schon mal ein Anfang. Und ein Anfang in einer fremden Stadt ist ein Schritt weiter Richtung „zweite Heimat“…

...before...
 
...after...







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